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Der beste Weg ist Mehrweg


Wie neue Verpackungen das Takeaway Business verändern

Bild von VYTAL.
von Martha Martens
03. Mai 2021 um 16:46
autor

Seit Corona musste die Gastronomie immer wieder schließen, Essen gehen ist zur Ausnahme geworden. Neben dem Lieferdienst haben viele Restaurants und Cafés auch unabhängige To-Go Varianten ihrer Menüs erstellt. Gerade in der Stadt, wo viele Kieze durch die fußläufige Nähe von Wohnung und Geschäften geprägt sind, ist das eine willkommene Ergänzung zum gelieferten Essen über die telefonische oder App-Bestellung.

So kann man beim Spaziergang durch die Nachbarschaft noch schnell einen leckeren Snack beim Lieblingsvietnamesen oder eine gesunde Bowl beim hippen Café mitnehmen. Doch auch hier zeigt sich die Kehrseite des Außer-Haus-Essens: Am Ende ist man wohlig satt und sitzt vor einem Berg an Müll. Aluschale, Plastikfolie, Papiertüte – eben alles, worin die Köstlichkeit nach Hause getragen wurde, landet auch genau dort im Abfalleimer. Eine Verpackung, die ungefähr eine Stunde in Benutzung war, wird unter Umständen für über 500 Jahre unsere Erde als Müll belasten oder verbrannt werden und dadurch unsere Luft verschmutzen.

Unnötiger Verpackungsmüll ist ein Problem, für das die Menschen immer weniger Verständnis entgegenbringen. Vielleicht ist dies auch ein Erfolgsgeheimnis des Kölner Start-Ups VYTAL. Seit letztem Jahr bietet VYTAL ein komplettes System für Mehrweg-Verpackungen an, mit einer eigenen App, ausgewählten Gastro-Partner*innen und ohne Pfand.
Die VYTAL Schale kommt in unterschiedlichen Größen, ist aus BPA-freiem und recyclebarem Kunststoff, läuft beim Transport nicht aus und hält das Essen länger warm. Dazu ist die Schale ohne Deckel auch bedenkenlos in der Mikrowelle zu verwenden, falls man doch nicht direkt zum Snacken kommt.

Bild von VYTAL.

Aber wie genau funktioniert Mehrweg ohne Pfand? Und ist das nicht alles doch zu aufwendig? Da man diese Fragen am Besten durch eigene Erfahrungen beantworten kann, habe ich mir die App geladen und mir das System selbst angeschaut.

Zunächst läuft alles super easy: Die Anmeldung ist schnell geschehen, meine Zahlungsdaten hinterlegt und ich beginne direkt, durch das Angebot der Gastro-Partner*innen in meiner Stadt zu scrollen. Und siehe da: Eine meiner Lieblingsbars, die im übrigen auch ausgefallene Gerichte in Bio-Qualität anbietet, ist dabei.
Da ich im Homeoffice bin und mich mittags mit gutem Essen bei Laune halte, zögere ich nicht lange und tätige eine Vorbestellung. Das ist hier nämlich auch anders: Das Essen wird nicht direkt nach Bestelleingang zubereitet, vielmehr wähle ich innerhalb der Öffnungszeiten einen Zeitpunkt aus, wann ich das Essen abholen komme. Bei mir ist das der nächste Tag um 13 Uhr. Ich brauche ungefähr 12 Minuten zur Bar, also gehe ich am nächsten Tag um 12:45 Uhr los und bekomme so noch einen kleinen Mittagspausen-Spaziergang on top. Kurz bevor ich da bin, kann ich in der App einen Knopf drücken, der dem Laden ein Signal gibt. So steht meine Bowl schon bereit, als ich an den Tresen trete.
Bezahlt habe ich schon und auch sonst ist nichts zu tun, außer sich zu bedanken und einen schönen Tag zu wünschen. Für meine pfandfreie Bowl bezahlt die Bar eine kleine Gebühr an VYTAL. Ebenso bezahle ich bei dieser Bestellung eine anteilige Servicegebühr (diesmal 0,35 €) für die Verwendung des Systems.
Diese zusätzlichen Kosten könnten eventuell nervig werden, denke ich mir auf dem Rückweg.

Zuhause öffne ich die Schale, das Essen riecht super, sieht fantastisch aus und ist erstaunlich heiß, die Hitze strahlte nämlich gar nicht durch die Verpackung.
In meiner App steht nun, dass ich aktuell „Sarah Fabienne“ ausgeliehen habe. So heißt die Schale. Außerdem ist sie mit einem eigenen QR-Code versehen, der einfach zu scannen ist und die Schalen den Bestellungen direkt zuordnet.
Ich habe nun 14 Tage Zeit, die Schale bei einem teilnehmenden Geschäft zurückzugeben, sonst muss ich 10 Euro Gebühr bezahlen. Diese kann ich anteilig zurückbekommen, wenn ich die Schale doch noch abgebe. Schließlich will VYTAL keine Schalen verkaufen, sondern einen Mehrweg-Zyklus aufbauen. Ich kann die Rückgabe für 1 Euro auch um eine Woche verlängern.

Bild von VYTAL.

Die nächsten Tage steht die Bowl auf meinem Küchenschrank und geht mir nicht aus dem Kopf. Bald zurückbringen, denke ich. Aber ein bisschen Zeit ist ja noch. Und am Besten, ich bestelle direkt noch was, das Essen war super lecker und einmal die Woche kann ich mir eine etwas extravagante Mittagspause leisten. Zudem unterstütze ich so noch meine Lieblingsbar.

In der nächsten Woche stehe ich also wieder nach einem kurzen Fußweg am Tresen, bringe eine leere Schale zurück und nehme eine neue gefüllte entgegen. In meiner App verschwindet „Sarah Fabienne“, dafür steht nun „Margo“ drin. Ich bekomme eine Nachricht, die mich lobt, dass ich Müll gespart habe. Ich fühle mich gut, als ich nach Hause laufe und denke, dass es doch so einfach ist, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.

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