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Zurück im Pott


Der zweite Teil des Gesprächs mit Ulrike Zombek von HAKONDO

von Colin Sobtzick
09. September 2022 um 11:50
autor

Nach einer etwas längeren Pause, gibt es nun endlich den zweiten Teil des großen HAKONDO Interviews. Erfahrt hier, welche Geschmacksnuancen beim Kaffee wirklich relevant sind und wie HAKONDO sich während der Pandemie geschlagen hat. Zum Schluss gibt es noch einen etwas verrückten Tipp, wie ihr euer Frühstück mit Kaffee etwas aufpeppen könnt. Wir konnten uns davon überzeugen und waren wieder – wie von Ulrike ohnehin – begeistert.

Was zuvor geschah, könnt ihr hier nachlesen.

Best Break: Du berätst deine Kunden auch individuell. Wie machst du das? Hast du direkt eine Idee, wenn du eine Person siehst, beispielsweise über das Aussehen, die Gestik oder die Sprache, oder berätst du ganz klassisch über Fragen, die dich zum Ziel führen, auch wenn jemand gar keine Ahnung von Kaffee hat bzw. sich noch nie Gedanken über seinen Kaffee-Konsum gemacht hat.

Man muss sich durchtesten.

Hakondo: Es ist wirklich ganz unterschiedlich: Es kommen Kunden, die wissen genau, was sie wollen und man merkt auch, dass sie sich mit dem Produkt auseinandersetzen und gezielte Fragen stellen oder Aussagen tätigen. Es kommen aber auch Kunden rein, die es gehört, gesehen oder auch gerochen haben, wenn ich frisch geröstet habe. Die sagen dann, dass sie eigentlich gar nichts von Kaffee wissen, aber einfach mal guten Kaffee wollen. Da gibt es dann ein, zwei Fragen, die ich stelle, um zu einer Grundeinschätzung zu kommen. Die erste Frage, die ich stelle, ist immer was für ein Kaffeetrinker die Person ist. Beispielsweise, ob Schwarz, mit Milch, Latte Macchiato oder Cappuccino. Einfach, um eine Richtung zu haben, ob es um kräftigere oder mildere Sorten geht. Dann frage ich, ob derjenige gerne fruchtige Sorten mag, ähnlich wie man das vom Weißwein kennt. Das darf man nicht mit Säure verwechseln, sondern die Fruchtigkeit, das Spritzige, was eben Weißweine in der Regel haben, oder ob es eben die dunkleren, erdigen, schokoladigen Töne sind. Alles andere ist, wie man es eben auch vom Wein kennt: Man muss sich eben durchtesten. Letztendlich sind ja auch alle Aussagen und Antworten auf Fragen immer sehr relativ. Aber eine Grundtendenz kann man schon geben und meistens passt das dann auch ganz gut.

Best Break: Erzähl doch mal von deiner verrücktesten Erfahrung bei der Beratung eines Kunden.

Hakondo: Ach, das sind ganz wilde Sachen: Manche Leute fragen beispielsweise, ob sie Rohkaffee haben können, um dann zuhause den Kaffee in der Pfanne rösten zu können. Abseits davon geht’s teilweise sogar wissenschaftlich zu. Manche Leute wiederum fragen danach, ob ich beispielsweise schon mal eine Farm gesehen habe und ob dort tatsächlich der Kaffee so abgebaut wird, wie man es sich vorstellt.

Den durchschnittlichen Kunden gibt’s eigentlich gar nicht.

Best Break: Wie sieht denn dein durchschnittlicher Kunde aus?

Hakondo: Den durchschnittlichen Kunden gibt’s eigentlich gar nicht. Es ist ja eine Spezialitäten-Rösterei, es werden sehr qualitativ hochwertige Kaffees angeboten, die dann natürlich auch in der Preisgestaltung etwas teurer sind, als das was man im klassischen Einkaufshandel oder beim Discounter bezahlt. Da geht man dann davon aus, dass der Kaffeekäufer ein bisschen älter ist und ein besseres Einkommen hat, als wenn man noch jung und mit begrenztem Budget ist. Ist aber tatsächlich nicht so. In meinen Laden kommen junge Menschen Anfang 20, die noch gar nicht viel Kaffee trinken und erst kürzlich ans Kaffeetrinken herangeführt wurden. Denen aber Nachhaltigkeit und die Kaffeeherkunft wichtig ist. Genauso habe ich eine ältere Dame von über 80 Jahren, die nach einer älteren Sorte, der Maragogype Bohne, die es ganz viel vor dem Krieg gegeben hat, fragt. Das läuft dann so ab „Haben Sie noch die große Bohne von früher?“.

Best Break: Kristallisiert sich denn bei den Zubereitungsvorlieben deiner Kundschaft ein Favorit heraus?

Hakondo: Man sieht die Entwicklung, die Deutschland allgemein hat: Der Schwerpunkt liegt im Bereich der Vollautomaten. Das ist so, weil man mittlerweile weiß, dass das frische Mahlen und Zubereiten die Qualität am Ende ausmachen. Der Feind des Kaffees ist Sauerstoff. Hinzu kommt, dass die Vollautomaten bezahlbarer geworden sind. In den Anfängen, als JURA und Saeco die ersten waren, und wirklich ausschließlich im vierstelligen Bereich lagen, war das für den Ottonormal-Verbraucher gar nicht möglich, sich einen Vollautomaten zu leisten. Mittlerweile bekommt man für 300 € bis 400 € eine hervorragende Maschine. Zusätzlich erleben der Filterkaffee und Handfilter gerade ein Revival. Auch das ist eine positive Entwicklung für mich, da der meiste industrielle Kaffee gar nicht als Filterkaffee schmeckt. Kunden sagen da dann plötzlich: „Toll, auch so kann Filterkaffee schmecken.“.

Best Break: Kundenkontakt war in den letzten Monaten Pandemie-bedingt eher schwer möglich. Wie hast du diese spezielle Situation wahrgenommen?

Hakondo: Meine spezielle Situation ist sowieso ganz speziell. Als ich den Laden eröffnet habe, war schon November 2019. Dadurch habe ich eigentlich keinen großen Vergleich, weil ich eben mitten in der beginnenden Pandemie eröffnet habe. Nun habe ich jetzt den Vorteil, dass ich ein Lebensmittel verkaufe und dadurch nie einen echten Lock Down hatte. Vielleicht war die Pandemie letztendlich sogar ein Vorteil, da durch Home-Office viele zuhause sich stärker mit dem Thema Kaffee auseinandersetzen konnten und sich statt der Urlaubsreise einen Kaffee-Vollautomaten geleistet haben.

Best Break: Hat es dir auch geholfen, dass HAKONDO einen eigenen Onlineshop hat?

Die Beratung in diesem Bereich ist gar nicht unbedingt nötig

Hakondo: Der Onlineshop ist für mich ein ganz wichtiges Medium, weil ich glaube, dass die Leute, die im Onlineshop Kaffee kaufen, Leute sind, die sich mit dem Produkt beschäftigen, häufig bereits viel Kenntnis besitzen und gezielt nach Sachen suchen. Die Beratung in diesem Bereich ist dementsprechend gar nicht unbedingt nötig – verglichen zum Kunden, der ins Geschäft kommt und nichts weiß.

Best Break: Wenn man sich so in deiner Rösterei umschaut, sieht man sehr viele Kaffee-Säcke rumstehen. Hast du eine Idee, wie viele Kilo das schätzungsweise sind? Und wie viele Säcke sind schon über deine Theke gewandert?

Hakondo: Aktuell habe ich hier 4,5 Kilo Rohkaffee rumliegen. Über die Theke sind sicherlich ein paar hundert gegangen in den 2 Jahren.

Best Break: Als Kaffee-Expertin hast du bestimmt noch einen ganz besonderen Tipp für unsere Leser:

Hakondo: Ja, den habe ich in der Tat. Ich ernähre mich vegetarisch, fast vegan und mag gerne Müsli, Körner und alles dazwischen. Ich trinke aber keine tierische Milch, pflanzliche Milch nur… bedingt. Irgendwann habe ich dann mal ausprobiert, mein Müsli mit Kaffee zu essen, also anstatt Milch einfach das Müsli mit Kaffee anzumachen. Es gibt Kaffeesorten, die eine leichte Süße haben und das Müsli ganz wunderbar ergänzen.

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Rezept: Ulrikes Müsli

Zutaten

  • 1 Portion Müsli eurer Wahl (Ulrike empfiehlt Früchtemüsli)
  • 1 Tasse Kaffee

Zubereitung

  1. Zunächst schüttet ihr das Müsli in eine übliche Schale.
  2. Kocht nun eine Tasse Kaffee und lasst diese kurz abkühlen, bis diese nur noch lauwarm ist.
  3. Schüttet die Tasse anschließend über euer Müsli.

Schwierigkeit

Einfach

Vorbereitungszeit

2 Minuten

Zubereitungszeit

1 Minute

Gesamte Zubereitungszeit

3 Minuten

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