Gehört ihr auch zu den Superfood-Enthusiasten? Ich bekomme große Augen, wenn auf Produkten oder in Gerichten Goji, Matcha, Chia oder Reishi verwendet werden. Zwar kommen die Nährstoffultras immer nur in kleinen Mengen vor, aber sie sorgen dafür, dass Essen und Trinken um essentielle sowie gesundheitsfördernde Nahrungsbestandteile erweitert wird. Mein grüner Smoothie war natürlich sowieso schon gesund, aber mit ein paar Prisen von diesen und jenen Superfoods wird er zu einem regelrechten Zaubertrank: Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und andere bioaktive Substanzen pimpen altbekannte Zutaten auf.
Ich für meinen Teil weiß, dass ich auf Superfoods nicht mehr verzichten möchte.
Allerdings stolpere ich immer wieder über kritische Berichte zum Superfood-Hype. Oftmals beziehen sich diese auf die Belastung der Nahrungsmittel, aber auch auf die problematische Produktion, da viele der bekannten Superfoods eher exotisch sind und unter großem Aufwand angebaut und importiert werden.
Aber Superfoods müssen nicht aus den Anden, von japanischen Hügeln oder aus chinesischen Wäldern kommen. In den heimischen Gefilden lassen sich viele Produkte finden, die zwar selten einen klangvollen Namen haben, dafür allerdings genauso super sind.
Hier haben wir den regionalen Konkurrenten zu Chia: Leinsamen, die von Flachspflanzen gewonnen werden. Sie sind reich an Calcium, Eiweiß und den wertvollen Omega-3-Fettsäuren, genau wie Chia, und können von Veganern ebenfalls als Bindemittel beim Backen verwendet werden. Vorteil: Sie brauchen kein suptropisches bis tropisches Klima und durch die lokale Produktion können Schadstoffbelastungen, wie zum Beispiel durch Schwermetalle, eher transparent nachverfolgt werden, als wenn die Ware aus Indien, Mexiko oder Australien stammt.
Spirulina und Weizengrass sind wohl die Hardcore-Superfoods. Wahrscheinlich wird wenigen anderen Nahrungsmitteln so eine Superpower nachgesagt, wie diesen beiden. Immerhin hat Spirulina auf 100g stolze 60g Protein, ein Wert, den keine andere Pflanze toppen kann. Auch was Eisen und B-Vitamine angeht, steht die Süßwasseralge hoch im Kurs. Zu beachten ist hier jedoch, dass meist nur sehr kleine Dosierungen eingenommen werden, oft in Tablettenform. Ähnliche Nährstoffmengen kann man günstiger und möglicherweise auch leckerer mit frischen Pastinaken- und Kohlrabi-Gerichten erreichen. Doch nun kommt der Clou: Die jungen, frischen Blätter der Kohlrabiknolle toppen alles, was du dir vorstellen kannst. Hier finden sich hundertmal mehr Vitamin C, als in der Knolle, sowie jede Menge Eisen und Beta-Carotin. Die zarten Blätter sind also nicht nur was für Kaninchen, sondern für jeden grünen Smoothie.
Sowohl Spirulina als auch Weizengras sind für ihren hohen Chlorophyllgehalt bekannt und beliebt. Der grüne Farbstoff sorgt beim Menschen für einen positiven gesundheitlichen Effekt, regt die Bildung von Blutkörperchen an, sorgt für die verbesserte Aufnahme von Mineralien und Spurenelementen und bekämpft freie Radikale, die Zellen schädigen. Tatsächlich haben die beiden Superfoods kein Monopol auf Chlorophyll, es kommt in jedem grünen Gemüse vor. Chlorophyll-König ist dabei der Brokkoli. Der ist zwar nicht sexy, aber supergesund. Und kommt tatsächlich immer häufiger in Smoothies zum Einsatz.
Aber was ist nun verkehrt an Spirulina und Weizengras? Spirulina und andere Blaualgen sind strenggenommen Cyanobakterien, die auch das Toxin Microcystin produzieren können, welches innere Organe schädigen kann und als möglicherweise krebserregend eingestuft wird. Und diese Toxine werden immer wieder in den Blaualgen-Präparaten gefunden. Weizengras kann lokale produziert werden, sogar Zuhause im eigenen Anbau. Im Handel findet man aber meist nur importierte Produkte, die teuer sind und denen schon Belastungen mit Pestiziden und Mineralöl nachgewiesen worden. Da greifen wir doch lieber zu gutem regionalen Bio-Kohlrabi und Brokkoli.
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